Dienstag, 20. Januar 2009
Zweiter Abschnitt der "Enquiry" von Hume
4. Zweiter Abschnitt: Über den Ursprung der Vorstellungen
 Hume unterscheidet zwischen impressions (Eindrücke) und ideas (Vorstellungen)/thoughts (Gedanken), impressions sind bewusste Wahrnehmungen von Gerüchen, Geschmäckern etc., ideas/thoughts sind Erinnerungen oder Vorstellungen (mit Hilfe des Erinnerungsvermögens oder der Einbildungskraft erzeugt)
 Unterscheidung der drei Termini:
(1) impressions werden intensiver erlebt als ideas/thoughts (Kriterium der größeren Intensität der impressions);
(2) alle ideas sind Abbildungen von impressions (Kriterium der zeitlichen Priorität von einfachen impressions gegenüber einfacher ideas- Copy-These);
(3) impressions sind gegenüber ideas sachlich ausgezeichnet (Kriterium der sachlichen Priorität der impressions gegenüber der ideas)
 Kritik zu (1): intensive Vorstellungen können lebhafter sein als Wirklichkeit, sodass sogar bezweifelt werden kann, ob sie wirklich existieren oder nicht, Mangel an Konzentration kann zu Vergessen der Außenwelt führen etc, Angstfantasien meist schlimmer als Wirklichkeit- nicht nur Zeichen von Krankheit oder Wahnsinn führen zu lebhafteren ideas/thoughts wie Hume behauptet  Modifikation: ursprüngliche impressions sind intensiver als die entsprechenden ideas/thoughts; Kritik an Modifikation: fehlende Vergleichsmöglichkeit von Erleben zu t-1 und Erinnerung daran zu t; auch These, dass eine idea ein schwächeres genaues Abbild einer impression ist, ist nicht haltbar
 Kritik zu (2): neue Vorstellungen sind bei Hume die Verbindung von mehreren widerspruchsfreien bekannten Vorstellungen, Material des Denkens ist von inneren oder äußeren Sinnesempfindungen abgeleitet, lediglich Mischen fällt dem Intellekt zu nichts existiert im Verstand, das nicht vorher in den Sinnen war, jede noch so komplexe idea lässt sich in einfache impressions zergliedern (Bsp. Humes ist Gottesvorstellung als allwissendes, weises und gütiges Wesen- nach Hume nur Übersteigerung tatsächlich existierender Eigenschaften ins Grenzenlose  Frage nach der Herkunft von impressions, da diese nur als Erinnerungen an impressions (ideas of memory) noch im Gedächtnis vorhanden sind- sind sie wirklich zuverlässig?; und: Hume billigt dem Verstand durchaus die Fähigkeit zu, einfache Perzeptionen aus sich heraus zu schaffen- jedoch nach Hume nur vereinzelt tatsächlich praktiziert, aber: ein von Geburt an Blinder hat keine Vorstellung von Farben- Streminger: kann nicht bewiesen werden, wir nehmen nur an, dass es so ist- aber: könnte sein, dass ein Blinder Farbvorstellungen hat, aber ihm fehlen die sprachlichen Zuordnungen, d.h. dass genau diese Farbe „blau“ heißt;
und: viele Begriffe sind durch Definitionen zu erlernen, doch letztendlich können die Grundbegriffe der meisten Definitionen auf impressions zurückgeführt werden- diese Ausdrücke sind nicht definierbar, sondern nur durch Anschauung erklärbar
 Kritik zu (3): Hume: Keine Erkenntnis hat mehr Anspruch auf Anerkennung als die auf der Evidenz unmittelbarer Anschauung beruhende Erfahrung. (S. 81), Grundlage der Gedanken ist die empirisch erfahrbare Welt, aber: Sinnhaftigkeit eines Ausdruckes nicht immer abhängig von der Existenz seiner empirischen Erscheinung, sondern auch abhängig von anderen empirisch gestützten Begriffen, mit denen er eng zusammenhängt (Bsp.: Pluto- Existenz durch Berechnungen zum Verhältnis mit anderen Planeten erkannt und erst später empirisch festgestellt); und: viele Definitionen sind nicht eigene private Erfahrung sondern Teil des allgemeinen Erfahrungsbasis
 Hume schwankt zwischen phänomenalistischem und realistischem Empirismus: phänomenalistischer Empirismus beruht auf Privatheit von Erfahrungen (eigene Eindrücke, Erlebnisse werden mit Worten versehen, damit ist die Welt eine Konstruktion subjektiver Erfahrungen und nur in sofern „wirklich“ - aber: Kommunikation dann noch möglich, wenn wir nur unsere eigenen Erfahrungen kennen?) während der realistische Empirismus von der Abhängigkeit der Bedeutung von Worten von der Beziehung zur öffentlichen Welt/ Realität der Dinge ausgeht (Teilhabe an allgemeiner Sprache zur Beschreibung von Erfahrung, Indiz dafür ist Lehrbarkeit des Gebrauchs von Wörtern)

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Montag, 19. Januar 2009
Hume!
Ganz spontan haben mein Prüfer und ich ein neues Rahmenthema für die Klausur abgesprochen: Der Skeptuzismus bei Hume statt Hegel. Und nun lese ich also Hume und über Hume. Den Anfang macht Gerhard Streminger: "David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand."

Streminger, Gerhardt: „David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“. Paderborn: Schöningh 1995.


1. Einleitung:
 Enquiry gilt als klassischer Text zur Einführung in die Philosophie auf Grund seiner (relativen) Kürze, der behandelten Themen, der Analyse von Funktion und Status der Philosophie, der leicht verständlichen Art David Humes zu formulieren, der Einladung zur Analyse der Gedankengänge und zum Weiterdenken, Humes Fähigkeiten als scharfer Denker mit zuweilen schlampigen Formulierungen

2. Entstehungsgeschichte:
 Enquiry erschließt sich zum Teil aus Humes Jugendwerk „Treatise“- dieses Werk mit seiner Absicht und seiner Aufgabe zu kennen macht die Enquiry verständlicher
 4 große Änderungen gegenüber dem Treatise: Abkehr von rein erkenntnistheoretischen Fragestellungen, Hinwendung zur praktischen Philosophie im Allgemeinen, besonderes Interesse an religionsphilosophischen Fragen, Entwicklung wichtiger metaphilosophischer Überlegungen (S. 20)
 3 verschiedene Weltanschauungen im Treatise: vulgar superstition (allgemeiner Aberglaube), false philosophy (dogmatisch-rationalistische Philosophie beispielsweise der Cartesianer) und true philophy („science of man“, Aufdeckung und Klärung der kognitiven und emotiven Fähigkeiten sowie der Beschaffenheit der menschlichen Natur S. 31)
 3 verschiedene Urteilsvermögen: Demonstrative reasoning (logisches Schließen = analysierende Funktion des Intellekts), The general and established properties bzw. operations of the imagination (allgemeine Eigenschaften bzw Verfahren mit der Einbildungskraft= synthetisierende Funktion des Intellekts, zB. Kausalbeziehungen) und The trivial qualities bzw. operations of the imagination (triviale Eigenschaften bzw. Operationen der Einbildungskraft= ebenfalls synthetisierende Funktion des Intellekts, alle nicht-kausalen Urteile bestimmter Art)
 Projekt des Treatise ist Zuordnung der 3 verschiedenen Urteilsvermögen zu einer Weltanschauung mit Verteidigung der true philosophy/ general operations vor den anderen beiden, Ergebnis: nur trivial operations retten den Menschen vorm Zweifel und sind lebensnotwendig, gescheiterte Kritik am Aberglauben
 Fragen für die Enquiry: Wie kann science of man begründet und Aberglaube als unbegründet kritisiert werden? (S. 52)
 Ausgangspunkt für die Enquiry: Hume lässt für Ergebnisse des rein logischen Denkens Gewissheit gelten (Ergebnis der Vernunft-Analyse des Treatise), gemäßigter Skeptizismus gründet nicht mehr wie im Treatise in den trivial operations sondern beruht auf scientific reasoning

3. Erster Abschnitt: Über die verschiedenen Arten der Philosophie
 Unterscheidung zwischen „Maler“ (Moralphilosoph/ normative Philosophie) und „Anatom“ (analytischer Philosoph/ deskriptive Philosophie)
 Unterscheidungen zwischen beiden: Zweck (Tugend und Handeln im Vordergrund vs. Prinzipen des Verstandes); Methode (Mensch aus der Ferne mit Rhetorik betrachtet vs. Mensch von Nahem mit analytischem Werkzeug betrachtet); Berechtigung (Sollensvorschriften für das Handeln vs. Grundwissenschaft aller Disziplinen des menschlichen Geistes)
 Betonung: weder „reiner“ Philosoph noch „reiner“ Geschäftsmann sind erstrebenswert, Mensch als wissbegieriges, aber auch geselliges und handelndes Wesen
 wahre Philosophie verändert vieles durch kritisches Hinterfragen mit gemäßigtem Zweifel, lässt aber auch manches bewusst so, wie es ist


*uff* Das war erst der Anfang!

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Dienstag, 6. Januar 2009
Prüfungsvorbereitung
So, mittlerweile habe ich nach meinem Urlaub auch wieder mit der Prüfungsvorbereitung angefangen. Der Plan schaut so aus: 1 Woche Peter Singer, 1 Woche Benennungsprobleme und der Rest bis 12.2. Hegel.

Im Moment beschäftige ich mich also mit Peter Singers "Praktische(r) Ethik" und genauer mit der Abtreibung. Es macht mir sehr viel Spaß und das Thema ist ziemlich spannend- genau das richtige, um mich wieder an die Prüfungslernerei heran zu führen :)

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