Samstag, 31. Januar 2009
Rest der Zusammenfassung von Streminger über Hume
14. Zwölfter Abschnitt: Über die akademische oder skeptische Philosophie
 antecent und consequent scepticism: vorhergehender und nachfolgender Zweifel, René Descartes empfahl ersteren als überlegenen Schutz gegen Irrtum und Vorurteil
 aber: Hume kritisiert diese Art von Zweifel, da man damit keine Gewissheit über irgendetwas erlangen könne, aber: vorhergenommener Zweifel insofern sinnvoll, um ohne voreiliges Urteil an die Dinge zu gehen
 zweite Art extremen Zweifels ist der nachfolgende Zweifel, er ist Folge der Wissenschaft, erstreckt sich auf alle Bereiche des Lebens, Quelle dieses Zweifels ist die Entdeckung der völligen Ungewissheit aller geistigen Fähigkeiten
 Hume diskutiert den consequent scepticism (1) in Bezug auf den Verstand und (2) in Bezug auf die Sinne; (2) unterteilt in populäre und philosophische Argumente: populäre: zeigen, dass auf die Sinne kein Verlass ist und durch Denken und Überlegung die Dinge richtig gestellt werden müssen (zB im Wasser gebrochen erscheinendes Ruder), dennoch können die Sinne mit Hilfe der Überlegung als Kriterium für Wahrheit dienen; philosophische Argumente: wir verfügen nur über Bilder der Außenwelt, der Philosophie gelingt es nicht, die Außenwelt als existierend zu beweisen, mittels philosophischen Denken kann nur gezeigt werden, dass wir über Perzeptionen/ Bilder der Außenwelt verfügen, über Zusammenhang von Außenwelt und Perzeption haben wir keine Erfahrung, denn jede Erfahrung ist selbst wieder eine Perzeption; (1) zwei Probleme: (a) Lehre von der unendlichen Teilbarkeit der Ausdehnung, Zenon: damit Läufer einen Teil bewältigen kann, muss er unendliche Teile überwinden, die wiederum aus unendlichen Teilen bestehen usw. somit macht der Läufer entgegen der Erfahrung keinen einzigen Schritt, es gibt nach dieser Überlegung keine Bewegung, was der Natur entgegen spricht- Hume: Bedeutungstheorie: es gibt keine abstrakten und allgemeinen Vorstellungen, alle nur Einzelvorstellungen, die unter einen Namen gefasst werden – demnach sind diese Einzelvorstellungen nicht unendlich teilbar, aber: aus der Tatsache, dass etwas beliebig oft geteilt werden kann, folgt nicht, dass etwas aus unendlich vielen kleinen Teilen besteht; (b) Einwände gegen Induktionsschlüsse- geben keine sicheren Ergebnisse- Hume: bei allem nur fragen, was Skeptiker bezwecken will- Folge des Skeptizismus ist völlige Lethargie, es gibt also skeptische Argumente, die logisch vollkommen korrekt sind, dennoch nicht überzeugen können, der pyrrhonische Skeptizismus kann nicht widerlegt werden, dennoch zwingt die Natur dazu, Urteile zu fällen und bestimmte Dinge für wahr zu halten, um zu überleben; aber: pyrrhonischer Zweifel wichtig gegen Dogmatiker und Fanatiker
 akademischer Zweifel: Zweifel auf bestimmte Gegenstände begrenzt, wichtig gegen zügellose Einbildungskraft, wichtig für Urteilskraft, wahrer Philosoph weiß um Begrenztheit des menschlichen Erkenntnisvermögens
 Gegenstände des akademischen Zweifels sind relations of ideas und matters of facts, philosophische Überlegungen müssen in Erfahrung, Instinkt und Geselligkeit eingebettet sein
 Humes Analyse des consequent scepticism ist Kurzfassung seiner Substanzanalyse des Treatise, natürlicher Glaube des Menschen, dass Wahrgenommenes außer uns ist erweist sich nach einiger Reflexion als falsch, sind nur Bilder der Außenwelt, These: einige sind von Außenwelt verursacht, andere nicht, welche, das zeigt nur die Erfahrung, Frage nach Beziehung zwischen Erfahrungen und sie verursachende materielle Dinge ist schwer zu beantworten, jedoch kann erfahrungsunabhängige Außenwelt nicht Gegenstand der Erfahrung sein, Hume: Kritik des Wissens um die Außenwelt nicht rational widerlegbar, kann aber auch nicht überzeugen- im Handeln nehmen wir die Außenwelt als gegeben an
 mit Entstehung der äußeren Sinneseindrücke ist Außenwelt als Bestandteil der Sinneseindrücke, damit können Sinneseindrücke nicht als Anfangspunkt für die Existenz einer Außenwelt dienen
 Philosophie würde Menschen zu radikalen Skeptikern machen, die Natur jedoch lässt sie zu Realisten werden

15. Schlussbetrachtung
 besonderes Vermögen ermöglicht Menschen das Überleben: Glaube an natural beliefs, werden nicht nur von allen Menschen, sondern von allen Lebewesen geteilt, natural belief ist zB Glaube an gleichförmigen Naturverlauf
 natural beliefs können nicht begründet werden, sind aber lebensnotwendig, lediglich demonstrative reasoning und general operations führen zu absolutem Skeptizismus und nicht zu Humes bevorzugtem gemäßigtem Zweifel
 general operations und demonstrative reasoning auf bestimmte Bereiche wie Mathematik, Logik und empirische Wissenschaft begrenzt, wo sie durchaus ihren Nutzen und ihre Berechtigung haben
 Praxisbezogenheit der Philosophie: Handeln weist über Probleme der Philosophie hinaus, im Handeln erlangt Philosoph Sicherheit, Natur bricht den Zweifel nicht durch Argumente für grundlegende Glaubensinhalte, sondern durch den Zwang, einige Überzeugungen unabhängig vom Erfolg rationaler Rechtfertigungsversuche als wahr anzunehmen
 dennoch müssen jenseits bestimmter Grundannahmen alle menschlichen Überzeugungen nach ihrem rationalen Gehalt befragt werden

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Dienstag, 27. Januar 2009
Status der Tiere bei Hume
11. Neunter Abschnitt: Über die Vernunft der Tiere
 Kritik am klassischen Rationalismus: kognitive Fähigkeiten des Menschen überschätzt, Hume: hinsichtlich einiger grundlegender Glaubensinhalte sind sensitive bzw. instinktive Vermögen des Menschen ausschlaggebend
 auch bei Tieren der Fall, diese haben kein ausgeprägten Denkapparat, lernen aber vieles aus Erfahrung
 Ähnlichkeit unter allen Lebewesen: Instinkt geleitet, aus Erfahrung lernend, Hume markiert hier Paradigmenwechsel in der Geschichte des Denkens, erstmals Überlebensfähigkeit nicht in Gott, sondern in allen Lebewesen gemeinsam eigener Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen, gesehen (Glaube an die Gleichförmigkeit der Natur Basis jedes Lebens)
 aber: Glaubensinhalte dennoch stets mit Verstand überprüfen, viele Glaubensinhalte beruhen nicht auf Erfahrung, sondern auf Einbildungskraft
 wichtig auch: Hume steht damit im kompletten Gegensatz zu Descartes, der Tiere als seelenlose Automaten ohne Gefühle und Leidensfähigkeit beschreibt
 Hume: Mensch und Tier gehören der gleichen natürlichen Welt an, beide sind Gegenstand derselben Kräfte und Einflüsse, die empirisch untersucht werden können
 Mitgefühl mit leidenden Wesen nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren, damit kann Mensch Leid des Tieres nachvollziehen
 Basis: Freude, Leid und Lernen aus Erfahrung, Humes Fokus liegt auf dem Menschen als empirisches Naturwesen

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Freiheit und Notwendigkeit bei Hume
10. Achter Abschnitt: Über Freiheit und Notwendigkeit
 Hume: es gibt zwar Handlungsfreiheit, aber keine Willensfreiheit
 Debatte um Freiheit und Notwendigkeit nur deshalb so umfangreich, weil definitorische Unklarheiten und Ambiguitäten existieren
 alles, was menschliches Handeln determiniert, ist durch Motive oder Umstände verursacht, dennoch gibt es die These, dass menschliches Handeln unverursacht sei, dass es also eine Freiheit des Willens gäbe
 Erklärung: angesichts eines unerwarteten Ereignisses gibt es zwei Möglichkeiten: Ereignis ist unverursacht bzw. zufällig oder Ereignis ist durch eine unbekannte Ursache entstanden
 durch das Vermuten von verborgenen Ursachen und das anschließende Entdecken jener lernt der Mensch, verborgene Ursachen anzunehmen
 so auch beim menschlichen Handeln, scheinbare Unregelmäßigkeiten bedürfen nur einer gründlicheren Untersuchung nach dem Grund der Unregelmäßigkeit
 „Lehre von der Notwendigkeit“: besagt, „dass alle Ereignisse verursacht sind und ein Ereignis dann Ursache eines anderen ist, wenn es mit dem anderen regelmäßig auftritt und dann, wenn es nicht auftritt, auch die Wirkung nicht eintritt.“ (S. 169)
 Freiheit kann in diesem Zusammenhang nicht Unverursachtheit sein, sondern die Macht, den Willensanregungen entsprechend zu handeln
 Hume: Existenz der Willensfreiheit hebt jede Verantwortung des Menschen auf
 nur, wenn ein Zusammenhang zwischen Motiv und Handlung angenommen wird, macht Bestrafung und Verantwortung Sinn
 theistischer Einwand: von Hume in zwei Teile geteilt (1) menschliche Handlungen können nicht verwerflich sein, wenn sie sich durch eine Kette der Notwendigkeit bis zu einer vollkommenen Gottheit zurückverfolgen lassen, (2) wenn menschliches Handeln verwerflich, dann Gott nicht vollkommen, da er die letzte Ursache menschlichen Handelns ist, da jedoch ein vollkommenes Wesen existiert können die Handlungen nicht schlecht sein und somit muss Willensfreiheit angenommen werden
 zu (1) Theodizeeproblem: nach Hume unlösbar, damit kann die Existenz Gottes nicht bewiesen werden, Gott ist unvollkommen (wenn es ihn denn gibt), weil der Mensch ein natürliche moralische Empfindungen hat und damit es das Konzept der Willensfreiheit nicht bedarf, um Übel und Verbrechen in der Welt zu erklären, zu (2): so schon schwierig, Gott als Urheber aller menschlicher Handlungen zu beweisen
 Freiheit für Hume nur sinnvoll als „Abwesenheit von Zwang“, als Gegensatz zu Notwendigkeit ist es nur Zufall, demnach keine Willensfreiheit, sondern Handlungsfreiheit
 Determinismus und nicht Willensfreiheit die Basis von moralischen Bewertungen von Handlungen, sonst wären Handlungen nur zufällig, unbegründbar und damit nicht ahndbar
 Frage nach Freiheit und Verursachtheit des Willens nicht auf metaphysischem, sondern auf empirischem Weg lösbar
 Einwand: Handlungen von Tieren und Kleinkinder: nicht alles Handeln kann verantwortlich sein  Streminger: Unterscheidung in zwei Stufen des Wollens: rationales und sinnliches Wollen, rationales Wollen= aus Gründen heraus, sinnlich= aus Trieben heraus, steht nicht im Widerspruch zu Humes Theorie
 Gleichförmigkeit des Handelns: Hume zeigt, dass in der Geschichte dieselben Handlungen aus denselben Motiven heraus ausgeführt werden
 Hume betont eine durchgängige Gültigkeit des Kausalprinzips, sowohl für Naturereignisse als auch für psychische Vorgänge und menschliche Handlungen

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Montag, 26. Januar 2009
Kausalbeziehungen bei Hume
9. Siebenter Abschnitt: Von der Vorstellung der notwendigen Verknüpfung
 weder apriorisch noch mittels Beobachtung Ursache und Wirkung aufzudecken, Gewöhnung ist Kausalketten herstellende Kraft, dieser Gewöhnung geht Kausalerfahrung voraus (wiederholte Beobachtung der Ereignisse im Zusammenhang)
 Hume fragt nun nach dem notwendigen Band der ontologischen Verknüpfung zwischen dem verursachenden und dem verursachtem Ereignis
 Problem der Geisteswissenschaften: Ähnlichkeit mit Identität verwechselt, damit entfernen sich die Schlussfolgerungen weit vom Gehalt der Prämissen
 Schwierigkeit der Mathematik: Länge der Ableitungen- nach dem Prinzip der trival operations bleiben kurze Ableitungen leichter im Gedächtnis als lange
 alle Vorstellungen sind Abbilder von durch innere oder äußere Sinne wahrgenommene Empfindungen, Definitionen von zusammengesetzten Vorstellungen sind Auszählung ihrer Teile, die wiederum auf einfache Vorstellungen reduziert werden können- Frage nach dem Hilfsmittel, um Ambiguitäten bei einfachsten Vorstellungen zu klären  durch Aufweisen der Eindrücke, denen diese einfachsten Vorstellungen nachgebildet sind
 Begriffe der (verursachenden) „Kraft“ und „Notwendigkeit“ sind nicht aus Erfahrung ableitbar, sind keine Eigenschaft äußerer Ereignisse  Frage danach, ob Begriffe von „Kraft“ und „Notwendigkeit“ durch unseren Geist gefunden werden  Argument dafür: wir erkennen den Zusammenhang von „Wille zu etwas“ und „Handlung gemäß dem Willen“ und erlangen so eine Vorstellung von Kraft, was eine Reflexionsvorstellung ist  Hume: zwar Bewusstsein darüber, dass Bewegung unseres Körpers unserem Willen folgt, aber Kraft, mit dem das geschieht, entzieht sich der Betrachtung
 „Kraft“ und „Notwendigkeit“ auch keine inneren Begriffe, Verbindung (conjunction) zwischen zwei Ereignissen kann beobachtet werden, Verknüpfung (connexion) zwischen diesen kann jedoch nicht begriffen werden
 Okkasionalisten: geben sich nicht mit Humes Erkenntnis zufrieden, behaupten, Ereignis B würde durch Gott hervorgerufen, Hume: es gibt nun mal Bereiche, die dem Menschen unzugänglich sind, Ausdruck „durch Gottes Macht bewegt“ ist hochproblematisch
 nochmals: nur das Aufeinanderfolgen zweier Ereignisse kann beobachtet werden, die Kraft, die als Ursache dafür wirkt, bzw. den notwendigen Zusammenhang zwischen den Ereignissen ist unbeobachtbar  Schlussfolgerung: da wir aber keine Vorstellung von etwas haben können, das nicht innerer oder äußerer Wahrnehmung entspricht und wir keine Vorstellung des Zusammenhangs haben, sind Begriffe wie „Kraft“ und „Notwendigkeit“ inhaltsleer
 also: sind Begriffe in Bezug auf betrachtete Objekte sinnlos, so sind sie es nicht für den Betrachtenden  „Verknüpfung“ bedeutet, dass die Objekte im Denken (nicht in der Wirklichkeit!) des betrachtenden Subjekts miteinander verbunden sind
 Humes Definition von Ursache: (1) Wenn erster Gegenstand nicht bestanden hätte, dann wäre der zweite nie ins Dasein getreten; (2) Gegenstand, der einen anderen im Gefolge hat, wobei alle Gegenstände der ersten Art Gegenstände der zweiten Art nach sich ziehen
 kausale Beziehungen sind keine internen Beziehungen und damit nicht durch demonstrative reasoning zu entdecken
 Kritik: mehrmaliges Erfahren eines Zusammenhang nicht nötig, manchmal genügt einmaliges Erfahren (zB Verbrennen an Kerzenflamme); Definition von Ursache (1) und (2) sind nicht synonym: (2) kann auch das zufällige unzusammenhängende Zusammenfallen zweier Ereignisse beschreiben (zB Auto biegt immer dann um die Ecke, wenn Glocken läuten, daraus folgt nicht, dass Glocken läuten Autos, die um die Ecke biegen, nach sich zieht, ist zwar ein regelmäßiger, aber bloß zufälliger Zusammenhang), nur (1) ist die richtige Definition dann hat „Notwendigkeit“ aber noch einen empirischen Sinn: ohne A kein B

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